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Red Pills in Black Boxes – Projektionen des NichtWissens, 9.10., 16.10., 23.10., 30.10., 19:00 Uhr

Red Pills in Black Boxes – Projektionen des NichtWissens, 9.10., 16.10., 23.10., 30.10., 19:00 Uhr published on


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Film | Kunst | Gespräch
Filmreihe zum Schwerpunkt Nichtwissen
programmiert von Sabrina Kern und Amina Lehner
Die Filmreihe Red Pills in Black Boxes – Projektionen des NichtWissens projiziert Formen von NichtWissen auf die Leinwand. In The Matrix lässt Morpheus Neo die Wahl zwischen der roten Pille, die zu Wissen, Freiheit und der oft schmerzhaften Wahrheit führt und der blauen Pille, die ihm zwar Sicherheit verspricht, die aber auf Ignoranz und Illusion basiert.
In den gezeigten Filmen geht es um sich verkörperndes NichtWissen, um Schwarzes Wissen gegen weiße Ignoranz und Unterdrückung, um NichtWissenspositionen von Opfern und Täter*(innen) in Genoziden, und darum, dass die Natur dem menschlichen NichtWissen immer schon ein Schnippchen geschlagen hat.
09.10., CUNTst wissen?
Dieser Abend ist jenen Teilen des menschlichen Körpers gewidmet, die dem Patriarchat verschuldet, jahrelang ins Nichtwissen verdrängt wurden: der Vulva und der Klitoris. Dabei stellen schon die Begriffe eine Herausforderung dar, da sie schambehaftet, sexistisch und unpräzise sind. Diesen Herausforderungen müssen sich Feminist*innen, ebenso wie Mediziner*innen und Sexualpädagog*innen immer wieder stellen. Viele feministische Kampagnen wie u.a. die Vagina Monologues beziehen sich eigentlich auf die Vulva, nicht auf die Vagina. Dafür beinhaltet das Wort Klitoris, das die meisten namentlich richtig kennen – der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet ‚kleiner Hügel‘ –, einen eklatanten Maßstabsfehler: Dieser Lusthügel ist vielmehr ein Lustberg, die Spitze des Eisbergs sozusagen. Cunt, Vagina, Vulva, Klitoris sind auch heute noch umwuchert von Nichtwissen, sie werden häufig durch körperliche Zurichtungen und operative Schnitte verändert oder unsichtbar gemacht. Gerade bei intergeschlechtlichen Personen hat dieses NichtWissen rund um die Klitoris, diese müsste korrekterweise Phalloklitoris heißen, katastrophale Folgen. Intersex Körper werden oft schon im Kleinkindalter für Normierungszwecke verstümmelt, diese nach wie vor gängige Praxis in der westlichen Medizin, greift damit das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit an.
Gezeigt werden die beiden Filme Vulva 3.0 und Le Clitoris – Animated Documentary, die dieses NichtWissen lustvoll thematisieren und ihm entgegentreten. Erweitert wird der Abend durch einen Künstler*innen-Talk mit Amina Lehner und Isabel Fröschl zu ihren künstlerischen Arbeiten im Feld der Cunt-Art/Clit-Art.
16.10., Black Knowledge – White Ignorance
Was bedeutet Wissen in einer Gesellschaft, die auf Ignoranz, Unterdrückung und Ausbeutung von all jenen, die nicht weiß, männlich, heterosexuell und able-bodied sind, basiert? Schwarzes Wissen stellt sich dieser Dominanzkultur entgegen und entwickelt ein widerständiges Wissen, ein Wissen, dass die Geschichten der Unterdrückungen nicht negiert. Gezeigt werden die beiden Filme Angela Davis. Portrait of a Revolutionary und Audre Lorde – Die Berliner Jahre.
Angela Davis, US-amerikanische Revolutionärin, Mitglied der Black Panther Party, Kommunistin, Philosophin, Sozialwissenschaftlerin, wuchs zu einer Zeit auf, als in den meisten Südstaaten Schwarzen der Zugang zu höheren Schulen und Universitäten verwehrt wurde. Eine strukturelle Diskriminierung, die sich zum Teil bis heute fortzieht. Auch in Österreich sind nach wie vor kaum Schwarze Professor*innen an den Universitäten zu finden. Angela Davis lehrt seit Ende der 1960er-Jahre trotz zahlreicher staatlicher Repressionen an verschiedenen Universitäten. Sie setzt sich bis heute aktiv gegen Unterdrückung und Rassismus und für die Gleichberechtigung von BPoCs (Black and People of Colour), Frauen* und für Minderheitenrechte ein. Der Fokus ihrer Arbeit liegt in den letzten Jahren vor allem auf der Analyse des ‚Gefängnis-Industrie-Komplexes‘ sowie auf der Abschaffung der Todesstrafe.
Audre Lorde (verstorben 1992), die sich selbst als black lesbian feminist mother poet warrior beschrieben hat, war Aktivistin und Schriftstellerin. Sie beeinflusste maßgeblich BPoC, feministische und queere Bewegungen. Zwischen 1984 und 1992 hielt sie sich oft in Berlin auf, wo sie auch eine Gastprofessur an der Freien Universität Berlin innehatte. Der Dokumentarfilm thematisiert ihr Engagement in der afro-deutschen Community der 1980er und 1990er Jahre und ihre Beteiligung an der Entstehung der afro-deutschen Bewegung.
In Kooperation mit dem Infobeisl
23.10., Medien der Erinnerung in S21
Der dritte Abend der Filmreihe thematisiert Zeitzeug*innen eines Genozids und ihre unterschiedlichen Zugänge zu und Verkörperungen von NichtWissen. Der Film S21 – Die Todesmaschine der Roten Khmer konfrontiert Überlebende des Tuol Sleng Gefängnisses in Phnom Penh (S21) mit Wach- und Vernehmungspersonal. Mittels des Einsatzes von gemalten Bildern, Fotografien, Interviews und Re-enactments werden die Vorgänge in dem Gefängnis rekonstruiert. Die verschiedenen Medien zeugen von je eigenen Potentialen des NichtWissens und ergeben erst im Kontext ein Bild von der Folter- und Tötungspraxis der Roten Khmer.
Nach dem Screening wird Angela Koch den Dokumentarfilm aus einer erinnerungspolitischen und medienwissenschaftlichen Perspektive diskutieren.
In Zusammenarbeit mit der Abteilung MKKT der Kunstuniversität Linz
30.10., Staying in Wonderland
Isabella Rossellini zeigt in ihrer 2008 entwickelten Kurzfilm-Serie Green Porno einen kleinen Ausschnitt des vielfältigen Sexualverhaltens von Insekten und anderen nichtmenschlichen Tieren in unserer nächsten Umgebung. Dazu schlüpft sie in schrille, selbstgenähte Kostüme und stellt dar, wie wir uns Paarungsverhalten und sexuelles Begehren von Stubenfliege und Schnecke vorstellen können. An den Erfolg der Serie schließt sie mit den Serien Seduce Me (2010) und Mammas (2013) an. Diese zeigen Verführungsrituale und heterogene Formen der Mütterlichkeit in der Tierwelt. Die bizarren und humorvollen Kurzfilme stehen im Gegensatz zu den Versuchen, Natur und Tierwelten in starre Wissenskategorien einzuteilen. Rossellini zeigt mit ihren Clips, dass es nicht gelingen kann, heteronormative sexuelle Vorstellung mit einem Bezug auf die Natur zu legitimieren.
Diesen Abend wie auch die Filmreihe beschließt Denice Bourbon: Denice Bourbon talks about being a prude queerfeminist curious slut; an educational comedy performance filled with true stories from a 41 year old lesbian who still thinks she is punk rock even though her life is very arty bourgoise.
In Kooperation mit dem Infobeisl
9.10., CUNTst wissen?
Vulva 3.0. Regie: Claudia Richarz, Ulrike Zimmermann. DE 2014. 79 Min.
Le Clitoris – Animated Documentary. Regie: Lori Mallépart-Traversy. CA 2016. 03:16 Min.
Künstler*innentalk mit Amina Lehner und Isabel Fröschl zu ihrer eigenen Arbeit im Feld der Cunt-Art/Clit-Art
19:00 Uhr, Strandgut, Ottensheimer Str. 25, 4040 Linz
16.10., Black Knowledge – White Ignorance
Angela Davis. Portrait of a Revolutionary. Regie: Yolande DuLuart. USA 1972. 60 Min.
Audre Lorde – Die Berliner Jahre. Regie: Dagmar Schultz. DE 2012. 79 Min.
19:00 Uhr, Gassenlokal im Willy*Fred, Graben 3, 4020 Linz
In Kooperation mit dem Infobeisl
23.10., Medien der Erinnerung in S21
S21: Die Todesmaschine der Roten Khmer. Regie: Rithy Panh. KH, FR 2003. 101 Min.
Talk mit Angela Koch die den Dokumentarfilm aus einer erinnerungspolitischen und medienwissenschaftlichen Perspektive diskutieren wird.
19:00 Uhr, Strandgut, Ottensheimer Str. 25, 4040 Linz
In Zusammenarbeit mit der Abteilung MKKT der Kunstuniversität Linz
30.10., Staying in Wonderland
Clipauswahl aus: Green Porno (2008), Seduce Me (2010), Mammas (2013) von Isabella Rossellini.
Performance mit Denice Bourbon
19:00 Uhr, Gassenlokal im Willy*Fred, Graben 3, 4020 Linz
In Kooperation mit dem Infobeisl
Siehe Website gfk